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Lektion 32


Lektion XXXII:

 

Erasmus von Rotterdam :

 

Der Abt Antronius besucht Magdalia


Antronius: Wie sehe ich die Möblierung?
Magdalia: Erscheint dir die Möblierung nicht elegant?
Antronius: Es ist gewiss sehr vornehm. - Aber es ist alles voll mit Bü-chern.
Magdalia: Warum gefallen dir die Bücher nicht?
Antronius: Sie machen das Leben weder besser noch angenehmer.
Magdalia: Dieses gute und angenehme Leben ... Auf welchen Umstän-den beruht es?
Antronius: Auf dem Schlaf, auf den Gastmählern, auf der Freiheit zu tun, was du wünscht, auf Geld und auf Ehre.
Magdalia: Wenn aber Gott diesen Sachen Weisheit hinzufügt, ist das Leben etwa nicht angenehmer? Ist Weisheit nicht besser als Unwis-senheit?
Antronius: Was nennst du Weisheit?
Magdalia: Es ist Sache eines Weisen zu erkennen, dass ein Mensch nicht glücklich ist, ohne Güter des Geistes; dass Reichtum und Ehren ihn weder glücklicher noch grösser noch besser machen.
Antronius: Die Menschen werden nicht glücklicher durch deine Weis-heit. Welche ich nicht gutheisse. Besser und angenehmer ist jagen o-der W
ürfel spielen. Am besten jedoch und angenehmsten ist es bei Gastmählern zu sein, Wein zu trinken, Gespräche zwischen Freunden zu haben.
Magdalia: Was aber, wenn es mir angenehmer ist einen guten Autor zu lesen, als dir zu jagen, als viel Wein zu trinken oder mit den Wür-feln zu spielen? Werde ich dir etwa nicht angenehm zu leben er-scheinen?
Antronius: So jedoch würde ich nicht leben. Dieses Leben scheint mir sogar am elendigsten zu sein. - Ich jedenfalls billige nicht, dass mei-ne Mönche Bücher lesen.
Magdalia: Warum billigst du dies nicht?
Antronius: Je gebildeter, desto frecher sind sie: Sie hören nicht auf, mit Wörtern zu streiten. Ich will jedenfalls nicht, dass jemand mei-ner Leute gebildeter ist, als ich.
Magdalia: -
Antronius: Ich sehe da aber auch lateinische Bücher! Es ist selten, dass Frauen Latein können. Diese Sprache gehört sich für Frauen am wenigsten.
Magdalia: Warum?
Antronius: Die lateinischen Dichter verkünden immer laut die Liebe, sie beseitigen den Scham, sie verachten die Götter. Dadurch ge-schieht, dass Frauen nicht mehr gehorchen und ihre Pflichten sehr leicht vergessen. Sie vernachlässigen die Ehemänner, die Kinder und die häusliche Sache. Vertrauter Umgang mit lateinischen Büchern bringt Wahnsinn hervor. Denn diese Bücher nehmen den Frauen viel Verstand weg - und ihnen ist schon zu wenig übrig.
Magdalia: Ich weiss nicht, wie viel Vernunft euch
übrig bleibt, aber ich werde fortfahren meinen Verstand zu benutzen, auch wenn er gering ist: Ich möchte lieber unvernünftig als dumm sein.


 
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