Lektion 36
Lektion XXXVI:
Text 1 : C. Plinius an den Kaiser Trajan
Ich bin es gewohnt alle Dinge, an denen ich zweifele, dir zu berichten, mein Herr. Wer nämlich kann meine Unwissenheit besser unterrich-ten? Mir wurde ein kleines Buch ohne Autor vorgelegt, das die Namen vieler Christen enthielt. Ich glaube, dass diese, welche leugneten, dass sie Christen seien oder gewesen seien, fortgeschickt werden mussten, als sie die Götter angerufen hatten, dein Bild verehrt und ausserdem Christus beschimpft hatten. Es steht nämlich fest, dass diese, welche in Wahrheit Christen sind, zu jenem nicht gezwungen werden können. Einige aber behaupten, dass dieses ihre Schuld der ihr Irrtum gewesen sei, dass sie es nämlich gewohnt seien, an einem festgesetzten Tag, kurz vor Tagesanbruch zusammentreffen und Christus, wie einem Gott, ein Lied zu singen und sich mit einem Eid/Sakrament nicht zu irgendwelchen Verbrechen zu verpflichten, sondern keine Diebstähle, keine Raubzüge, keine Ehebrüche zu bege-hen, nicht die Treue zu brechen.
Sie versicherte, dass sie, nachdem diese Sachen durchgeführt wor-den seien, dass sie den Brauch gehabt hätten, sich zu entfernen und wieder zusammenzukommen, um eine einfache Speise zu sich zu neh-men. Ich glaubte, dass es notwendig sei, zwei Sklavinnen, sogar durch Foltern, zu fragen, was die Wahrheit sei. Doch ich fand nichts als ei-nen sehr schlechten Aberglauben.
Deswegen fragte ich dich, nachdem die Gerichtsverhandlung ver-schoben worden war, um Rat: Ich will wissen, ob es mir erlaubt ist, dieser Verfahrensweise zu folgen:
Ich werde diese, die mir als Christen gemeldet worden sein werden, fragen, ob sie Christen sind. Wenn sie dieses verneinen, werde ich sie fortschicken. Wenn sie sich aber dazu bekennen, Christen zu sein, werde ich sie ein zweites und ein drittes Mal fragen, nachdem ich die Todesstrafe angedroht habe. Ich werde befehlen, diese, die darauf beharren, hinzurichten. Denn was auch immer es sein wird, was sie sagen, ihr Starrsinn wird sicher bestraft werden müssen.
Text 2 : Trajan an Plinius Secundus
Es ist dir erlaubt, die Art zu handeln, die du schon gebraucht hast, mein Secundus, in den gerichtlichen Untersuchungen derer, die dir als Christen gemeldet worden sein werden, zu befolgen. Sie dürfen nicht aufgespürt werden. Aber wenn irgendeiner gemeldet und über-führt wird, wird er bestraft werden müssen. Welcher verneint, dass er ein Christ ist, und dieses durch die Sache selbst offensichtlich macht, wird Verzeihung aus Reue erlangen. Die kleinen Bücher jedoch, welche dir ohne Autor vorgelegt werden, werden in keiner Anklage Berücksichtigung finden dürfen. Denn es gibt ein sehr schlechtes Beispiel und ist nicht unserem Zeitalter gemäss.